RESIDENZCHOREOGRAPH*INNEN 2024/25
K3 RESIDENZ
Jede Spielzeit sind drei internationale Choreograph*innen zu Gast am K3. Hier forschen und tanzen sie, nutzen die Studios und als Abschluss zeigen die Choreograph*innen jeweils im März drei neu entstandene Stücke im Rahmen des Festivals TanzHochDrei. Mehr Informationen zum Residenzprogramm gibt es hier.
Während der Spielzeit 2024/2025 sind Robert Ssempijja, Maria Mercedes Flores Mujica und Constantin Trommlitz in Hamburg.
- Robert Ssempijja (Kampala) ist ein zeitgenössischer Künstler, Tänzer und Researcher aus Uganda, der in einer Zeit des Postkolonialismus und der Dekolonisierung in traditionellen und nicht-traditionellen Räumen arbeitet. Er arbeitet zwischen Afrika und Europa, studierte an der École des Sables (Dakar, Senegal), tanzte für Christoph Winkler in Berlin, hatte Residenzen bei PACT Zollverein, zeigte eigene Arbeiten bei Sophiensaele Berlin und erhielt das Pina Bausch Stipendium. Mit seiner Arbeit sucht er nach einer regenerativen Kunstpraxis, die sich von ausbeuterischen Verhältnissen löst. Ausgehend von den kolonialen Ursprüngen, die die Architektur seiner Heimatstadt Kampala geprägt haben, wird Ssempijja bei K3 deren zeitgenössische Auswirkungen untersuchen. Ziel des Projekts ist es, das bleibende Erbe der kolonialen Vergangenheit der Stadt, den Widerstand ihrer Bewohner*innen und die Rolle der Architektur bei der Identitätsbildung zu untersuchen. Es hinterfragt die Vorstellung von Wachstum und Wohlstand für ein Land, eine Stadt und ihre Bewohner*innen, wenn ihre Grundlagen weder für sie konstruiert noch zu ihrem Nutzen entworfen wurden.
- Maria Mercedes Flores Mujica (Köln) ist eine in Köln lebende venezolanische Tänzerin und Choreographin. Bevor sie nach Köln zog, um Tanz an der Hochschule für Musik und Tanz zu studieren, studierte sie moderne Sprachen und Übersetzung an der Universidad de Los Andes in Venezuela. Seit 2018 kreiert sie eigene Arbeiten in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kompanien und erhielt 2024 das NRW KulturSekretariat Tanzrecherche. Ihre Choreographien basieren auf der Komplexität von Rhythmus und dessen Wahrnehmung sowie auf dem Wissen über Folklore und zeitgenössischen Tanz, Feste und Rituale. Für ihre Forschung am K3 wird sie sich mit dem Joropo beschäftigen, einem Paartanz mit binären Geschlechterrollen, der vom Synkretismus des venezolanischen Spiritismus inspiriert ist. Dieser Tanz verleiht ungehörten Kosmologien, die durch patriarchale und kolonialistische Entwicklungen zum Schweigen gebracht wurden, Stimme und Volumen. Durch die Inszenierung einer feierlichen, rituellen und interaktiven Umgebung möchte Maria gemeinsam mit dem Publikum die Beziehung zur weiblichen Stimme, die im Laufe der Zeit verstummt ist, feiern, wiederherstellen und heilen.
- Constantin Trommlitz (Amsterdam) ist ein deutscher Tänzer, Choreograph und Filmemacher. Mit einem Hintergrund im Breakdance und nach vielen Jahren in der Battle-Szene trat er als Tänzer für verschiedene niederländische Kompanien auf. Seit 2021 kreiert er eigene Arbeiten, die sich zwischen Tanz und Film bewegen. Derzeit entwickelt Constantin seine choreographische Sprache weiter und erforscht (chronische) Schmerzen durch Bewegung. Constantins Arbeit wird unter anderem von Korzo in Den Haag unterstützt. Bei K3 wird Constantin seine Bewegungs- und Choreographieforschung Antibodies fortsetzen, die sich mit dem Thema chronischer Schmerz beschäftigt. Nach der ärztlichen Diagnose seiner chronischen Schmerzen begann er, Tanz und digitale Kunst zu nutzen, um seinen Schmerz zu verarbeiten und auszudrücken. Als Tänzer mit Breakdance-Hintergrund wird er seine Beziehung zum Schmerz erforschen und Perspektiven von Tänzer*innen anderer Stile einbeziehen. Constantin interessiert sich dafür, wie Bewegung ein Werkzeug sein kann, um Schmerz zu teilen, und möchte das Narrativ von Schmerz als Einschränkung in Schmerz als Antrieb umwandeln.
INTERNATIONALER AUSTAUSCH
Mit diversen Partnerorganisationen aus der ganzen Welt entwickelt K3 Austauschformate für Choreograph*innen: Für jeweils einen Monat wechseln Choreograph*innen und Tanzschaffende aus Hamburg und aus dem Ausland ihren Arbeitsort. Begleitet werden die Austauschformate durch digitale Workshops und Vernetzungstreffen. Mehr Informationen zu den Austauschformaten gibt es hier.
Während der Spielzeit 24/25 gibt es Austausche mit NAVE in Santiago de Chile in Chile, dem Centre de Création O Vertigo (CCOV) in Montréal, Kanada. Darüberhinaus kommen internationale Choreograph*innen nach Hamburg in Kooperation mit Artworks aus Griechenland, der New Italian Dance latform (NID) in Italien, dem Lithuainian Dance Information Centre in Vilnius, Litauen. Alle Choreograph*innen aus dem Ausland sind im August am K3. Das sind: Dian Carvajal, Nate Yaffe, Konstantina Barkouli-Gavri, Luna Cenere, Daniele Ninarello und Egle Nešukaityte. Die Hamburger Choreograph*innen Yolanda Morales und Sina Saberi sind im Oktober/September bei den jeweiligen Gastorganisationen.
K3 x NAVE (AUGUST-NOVEMBER)
- Dian C. Guevara ist freischaffende Künstler*in, Pädagog*in, Creator und Choreograph*in. They arbeitet hauptsächlich an Projekten, die kollaborative, kollektive und interdisziplinäre Schaffensprozesse erforschen und sich mit zeitgenössischem Tanz, Gesellschaftstanz, Theater und Musik beschäftigen. Dian ist Teil des Kollektivs Co-INSPIRANTES und der Projekte FISURA und REMOCIÓN. They ist Mitglied von SUDAKAS SUDADAS (szenische und pädagogische Forschung zu Mobilität und Ästhetik im Süden Südamerikas). Dian erarbeitet Praktiken des territorialen Südens (südliches Südamerika) und des körperlichen Südens (Rücken, Gesäß, Becken/Hüfte/Hintern), indem sie Beckentänze und zeitgenössische Tänze in einem dekolonialen performativen Akt verbindet. Während der Zeit am K3 arbeitet Dian am neuesten Projekt MOVER EL SUR / PRÁCTICA DE CULOS, das sich mit Tänzen beschäftigt, die mit dem ‚Hintern‘ des Körpers im Hintern der Welt ausgeführt werden.
- Yolanda Morales (Hamburg), geboren in Chiapas, Mexiko, ist Choreographin, Tänzerin und Performerin. Sie absolvierte eine Tanzausbildung in Mexiko und schloss einen Master in Performance Studies in Hamburg ab. Ihre Projekte in Hamburg entstanden u.a. mit K3, Lichthof Theater und MARKK - Museum am Rothenbaum. In ihren choreographischen Arbeiten beschäftigt sie sich mit imaginären Körpern in utopischen und dystopischen Räumen, die mit aktuellen politischen und sozialen Realitäten verwoben sind. Ihre Produktionen wurden u.a. zum HundertPro Festival im Ringlokschuppen Ruhr, OUTNOW! Bremen, EPICENTRO in Oaxaca (Mexiko), IAPAR Festival in Indien und Hauptsache Frei in Hamburg eingeladen.
Gefördert durch:
Scherazade Stiftung,
K3 x CCOV MONTRÉAL (AUGUST-SEPTERMBER)
- Nate Yaffe ist ein in Tiohtà:ke (Montreal) lebender, experimenteller Tanz-, Theater- und Videokünstler, der sich mit körperlicher Ermächtigung und queeren Mutstrategien beschäftigt. Seine taktilen Tänze demontieren die Scham der Bewegung, indem sie die Selbstzensur des Körpers aufheben. Er sieht Tanz als ein praktisches Werkzeug, um ein Portal zur neuronalen/korporalen Divergenz zu öffnen, damit metaphysische und spirituelle Dimensionen berührt werden können. Er ist künstlerischer Co-Leiter des Kollektivs Le Radeau und seine Arbeiten wurden kürzlich im Musée FRAC Bretagne, beim Performance Mix Festival (NYC), beim Festival FURIES und bei OFFTA gezeigt. Während seiner Residenz bei K3 erforscht er Doikayt ( jiddisch für "Herheit"), performative Archäologie und die Dramaturgie der jüdischen Zeremonie. Er kreiert durch kabbalistische Meditationen die Leere / Unendlichkeit und Nigunim, eine Tradition des Gebets durch improvisierten wortlosen Gesang.
- Sina Saberi ist ein iranischer Performer, Choreograph und Kulturmanager. Er studierte Literatur und Englisch in Teheran und arbeitet seit 2012 in den darstellenden Künsten. Er ist künstlerischer Leiter von Kahkeshan Dance, eine Initiative, die sich für die iranische Tanzszene einsetzt. Seine bisherigen Arbeiten wurden unter anderem bei Fajr International Festival in Teheran, Rencontres Chorégraphiques in Paris, Hellerau in Dresden oder BIPOD in Beirut gezeigt. Außerdem war er in Residenz bei oder wurde unterstützt durch Maqamat Dance Beirut, DanceWeb in Wien, Dancing on The Edge in Amsterdam, Tanzfabrik Berlin und BIT Teatergarasjen in Bergen.
Gefördert durch:
ARTWORKS GRIECHENLAND (AUGUST)
- Konstantina Barkouli-Gavri ist Tänzerin und Performerin und Absolventin der Greek National School of Dance undbesitzt einen Bachelor in Kommunikations- und Filmstudien (ACG) als Stipendiatin des Harvey C. Krentzman Fellowship. In ihrer Praxis verbindet sie Film, Bewegungsforschung, neue Technologien und Comedy, um multimediale, performative und wahrnehmungsorientierte Ansätze zu erforschen. Während ihres Aufenthalts am K3 untersucht sie, wie Kinematografie zu einer choreografischen Sprache werden kann, wenn Filmsequenzen in szenische Aktionen und 3D-Bewegungen transformiert werden.
KOOPERATION MIT LITHUAINIAN DANCE INFORMATION CENTRE
- Egle Nešukaityte ist eine interdisziplinär und performativ arbeitende, litauische Künstlerin. Nach ihrem Bachelorabschluss in litauischer Philologie begann sie eher zufällig, zeitgenössischen Tanz zu studieren - nach zehn Jahren wurde aus diesem Zufall ein langsamer und offener kreativer Weg, auf dem Bewegung, Visualität und Raumwirkung/ Räumlichkeit ineinander greifen. Für die Zeit bei K3 wird Egle ihre Solo-Performance weiterentwickeln, die sich mit den Themen der kollektive Einsamkeit, unsichtbares Leben, Altern und Tod als Nichtexistenz im gegenwärtigen Moment beschäftigt.
Gefördert durch:
KOOPERATION MIT NEW ITALIAN DANCE PLATFORM
- Luna Cenere ist Choreographin, Tänzerin und Performerin. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind der nackte Körper, Körperlandschaften, das kollektive Gedächtnis und die Entstehung von Gesten. Sie wurde ausgewählt als AEROWAVES TWENTY18-Künstlerin, ist Gewinnerin des "Best Choreography Award" beim Solocoreografico Festival and Award 2017; wurde ausgezeichnet mit dem Positano Léonide Massine Special Award to Dancers of the Year (2019) und Danza&Danza Award als "aufstrebende Choreografin" im Jahr 2020. Sie ist außerdem Gewinnerin des Wettbewerbs für neue Choreographien der Biennale Venedig (2022). Bei K3 untersucht sie die Rolle von Tanzpraktiken und deren Potential sich mit dem Selbst wieder zu verbinden innerhalb Vorherrschaft des Bildes, des Hyperrealen und Virtuellen in der gegenwärtigen Zeit.
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Nach seinem Studium an der Rotterdamer Tanzakademie begann Daniele Ninarello umgehend mit verschiedenen internationalen Choreograph*innen zu arbeiten, darunter Bruno Listopad, Virgilio Sieni und Sidi Larbi Cherkaoui mit der Kompanie EASTMAN. Seit 2007 präsentierte er seine Kreationen auf zahlreichen nationalen und internationalen Festivals.
Während seiner Zeit bei K3 wird Daniele an seinem neuen Werk RISE (Arbeitstitel) arbeiten, in dem er über die Beziehung zwischen dem Individuum und dem Kollektiv nachdenkt und dem Gefühl der Zugehörigkeit zum „wir“. Im Zentrum steht die Frage: Welche Krise entsteht aus der Loslösung vom Kollektiv?
Gefördert durch: